hat das Potential, den aus dem Ruder gelaufenen Wohnungsmarkt deutlich zu beruhigen, den Anstieg der Mieten im Stadtgebiet zu begrenzen und hohe ökologische Standards umzusetzen. Nach sechs Jahren guter Planung hat der Gemeinderat mit 43 von 48 Stimmen für ein zukunftsweisendes Konzept gestimmt und wird von Sozialverbänden, Gewerkschaften, Arbeitgebern und vielen anderen breit unterstützt. Mit dem Bürgerentscheid gegen Dietenbach droht nachhaltiger Schaden an Freiburgs sozialen Fundamenten. Dazu sagen wir NEIN – und nehmen uns etwas Zeit für unsere Stadtgesellschaft.
Denn wie wichtig ein bezahlbares Zuhause in einem guten Umfeld ist, wissen wir alle – ob wir zu den Glücklichen gehören, die bereits so wohnen, oder zu denen, die verzweifelt danach suchen.
Die Gegner der Bebauung bewegen sich mit vielen ihrer Argumente auf dünnem Eis. Ein bisschen getrickst wird auch: Wer für die Bebauung ist, muss am 24. Februar mit NEIN stimmen – Zufall ist das wohl kaum.
Offener Brief vor allem an die Menschen im Rieselfeld (und in Freiburg), die daran zweifeln
Ihre Zweifel zu Dietenbach bei zwei Terminen im Glashaus habe ich aufmerksam verfolgt:
✴ Entsteht denn wirklich dauerhaft günstiger Wohnraum?
✴ Im Rieselfeld sind viele Bindungen nach zehn Jahren ausgelaufen und dann die Mieten stark angestiegen, warum soll es bei Dietenbach anders werden?
✴ Beim Güterbahnhof gibt es fast gar keine günstigen Wohnungen.
Davon ist vieles richtig – aber deshalb am 24.2. mit JA stimmen? Ich meine eindeutig NEIN.
Seit 25 Jahren beschäftige ich mich damit, bezahlbare Wohnungen für Menschen mit geringen und mittleren Einkommen in guten Nachbarschaften zu schaffen, seien es Mietwohnungen z.B. in neu gegründeten Genossenschaften oder bezahlbare selbstgenutzte Eigentumswohnungen in Baugruppen. So sind tausend Wohnungen entstanden, bei denen wir hohe ökologische Standards umgesetzt haben. Es geht, wenn der politische Wille da ist.
Mehrere Gemeinderatsfraktionen haben vorgeschlagen, eine neue Baugenossenschaft zu initiieren. Super Idee! Was eine aktive Genossenschaftsförderung bewirken kann, zeigt das Beispiel München. Dort sind in den letzten 15 Jahren bald 2.000 Neubauwohnungen auf städtischen Grundstücken entstanden, mit günstigen Mieten bei bis zu 60 Jahren Bindung und teilweise Aufnahmestop von neuen Mitgliedern. Freiburg ist nicht München, aber wenn wir diese Erfahrungen nutzen, dann können wir auch hier sehr viel bewegen.
Stefan Rost ist Mitgründer des Mietshäusersyndikats- Er sieht Dietenbach in Verbindung mit der 50-Prozent-Quote und einem sozial orientierten Vergabeverfahren als einmalige Chance.
Es gibt viele gute Gründe gegen das Bauen auf der grünen Wiese, vor allem ökologische. Wir würden liebend gern im Altbaubestand Hausprojekte mit bezahlbaren Mietwohnungen initiieren, in Kooperation mit den vielen Initiativen von wohnungssuchenden Menschen; Mietwohnungen, die dauerhaft sozial gebunden sind nach dem Modell des Mietshäusersyndikats: Leere, noch brauchbare Häuser ausbauen, gerne auch Dachgeschosse, und wenn möglich aufstocken. Also Nachverdichtung im Bestand, inklusive Brachflächen und Parkplätze überbauen.
Leider sind Grundstücke mit diesen Optionen im Handumdrehen fest in der Hand von Unternehmen, die den Verkäufern spekulativ überhöhte Kaufpreise bieten können, um die Immobilie "zu entwickeln": Das heißt, die verbliebenen Mietwohnungen in der Regel zu entmieten, zu modernisieren und als extrem teure Eigentumswohnungen zu verkaufen, ab 5000 Euro pro Quadratmeter. Zur Eigennutzung, gelegentlich auch vermietet ab 16 bis 18 Euro pro Quadratmeter: Nicht bezahlbar für untere und mittlere Haushaltseinkommen.
Ihre engagierten und oft auch frustrierten Beiträge habe ich bei drei Veranstaltungen zu Dietenbach und in der Badischen Zeitung aufmerksam verfolgt. Ich schätze Ihre tägliche Arbeit als Landwirt und weiß um deren Wert. Mit guten Konzepten zur Stärkung einer regionalen und umweltfreundlichen Landwirtschaft würden Sie sicherlich Gehör finden, sowohl beim Gemeinderat der Stadt Freiburg als auch bei der Landesregierung. Auch in der innovativen Wohnungswirtschaft gibt es Sympathien für regionale Nahrungsproduktion: In München beispielsweise gründen Landwirte mit 120 Familien bereits während des Baus der Wohnungen eine Erzeuger-Verbrauchergemeinschaft.
Dietenbach bietet die sehr große Chance, dass 15.000 Menschen aus Freiburg ein bezahlbares Zuhause finden, zu erschwinglichen Mieten oder im selbstgenutzten Wohneigentum. Höchst problematisch ist, wie Ihre Mitstreiter Bauernfängerei betreiben und Stimmung machen. Am Beispiel der geplanten Erdaushubdeponie möchte ich dies begründen:
Freiburg braucht Ideen in der Wohnungspolitik und auch für Dietenbach – davon ist unter anderem André Heuss überzeugt, der Experte in Sachen bezahlbarer Wohnungsbau ist.
André Heuss hat eine Initiative gestartet, um ökologisches, soziales und preisgünstiges Wohnen im neuen Stadtteil möglich zu machen. Simone Lutz hat ihn gefragt, wie das aussehen könnte.
Herr Heuss, die Gretchenfrage lautet: Ist es in einem Baugebiet wie Dietenbach überhaupt möglich, ökologisch, sozial und bezahlbar zu bauen?
Heuss: Problemlos ja. Das sagt mir meine Erfahrung, das sagen die bisher veröffentlichten Zahlen und das zeigen unsere aktuellen zwei Projekte in München. Das eine ist die neu gegründete Genossenschaft "Bürgerbauverein München". In München sind die Grundstücke dreieinhalb Mal so teuer wie in Freiburg. Wir bauen ambitioniert in Holzbauweise inklusive gemeinschaftlicher Dachterrasse mit Mietergärten. Und doch fangen unsere geförderten Kaltmieten bei 5,94 Euro pro Quadratmeter an, die frei finanzierten liegen im Schnitt bei 12,94 Euro pro Quadratmeter. Und das in Münchener Top-Lage. Wenn die Politik will, dann geht das.